„Sind die Terminals und Werfthallen auch bei einer Aussentemperatur von -12 °C angenehm warm, müssen die Flugzeugtragflächen effizient von Schnee und Eis befreit werden, kann der Hotelgast jederzeit warm duschen und sind vielleicht noch Unmengen an Geschirr abzuwaschen, so bin ich stolz auf unser Team und unsere komplexen Anlagen“, sagt Rudolf Landolt, Leiter der Energieversorgung der Flughafen Zürich AG. Durch ein Fernwärmenetz werden die Gebäude und Dienstleistungsbetriebe auf dem gesamten Areal optimal mit der im Heizkraftwerk erzeugten Wärme versorgt. In der Energiezentrale sind Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen im Einsatz, um Dampf, Heisswasser und Strom zu erzeugen. Zu rund 90 % wird dafür Erdgas eingesetzt.
Funktionstüchtig und wirtschaftlich
Das Konzept dieser Wärmeversorgung stammt ursprünglich aus den späten 1960er-Jahren, wurde seither stets konsequent betreut und weiterentwickelt, so dass es sich nach wie vor durch hohe Funktionszuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit auszeichnet. Rudolf Landolt bestätigt: „Für den Flughafen agieren wir wie ein Stadtwerk, welches Wärme und Strom liefert und dafür die Verantwortung übernimmt. Von Beginn an stand eine maximale Brennstoffausnutzung im Vordergrund; einem Ziel, dem wir auch in Zukunft verpflichtet bleiben.“ Für eine professionelle Analyse der Energieströme sind stets der Primärenergieverbrauch und die erreichbaren Wirkungsgrade in Betracht zu ziehen. Gleichzeitig muss man die unterschiedliche Wertigkeit von Niedertemperaturwärme und Strom berücksichtigen. Zudem sollte die Wärme-Kraft-Kopplung immer auch mit den realistischen Werten des europäischen Strommix verglichen werden, bevor die CO2-Emission als abwertendes Kriterium entgegengehalten wird.
Kombination leistungsstarker Anlagen
In der Energiezentrale der Flughafen Zürich AG sind vier Gaskessel mit einer Wärmeleistung von insgesamt 120 MW installiert. Die Abstufung in zwei 20-MW-Anlagen und zwei Einheiten mit je 40 MW erlaubt eine flexible Kombination und daher angepasste Betriebsführung der Wärmeproduktion. Die beiden grossen Wasserrohrkessel liefern zunächst Frischdampf von 480 °C und 80 bar. Auf der anderen Seite sind zwei Rauchrohrkessel im Einsatz, die Frischdampf mit 220 °C und 12 bar liefern. Die Kessel sind grundsätzlich für eine Zwei-Stoff-Funktion ausgelegt, es kann also auch Heizöl (ca. 10 %) zugeführt werden. In der Energiezentrale befinden sich auch drei Speicher mit je 150 m3 Inhalt, in denen eine Temperaturschichtung von 80 bis 180 °C erfolgt. Hier können rund 40 bis 50 MWh Wärme bereit gehalten werden, um alle Wärmeabnehmer auf dem Gelände des Flughafens Zürich zuverlässig versorgen zu können. Eingesetzt wird die Wärmelieferung für die Gebäudeheizung und das Brauchwarmwasser, aber auch für diverse Prozesse beim Catering und bei der Flugzeugwartung. Für die Stromerzeugung stehen einerseits die beiden, von den zwei 80-bar-Dampfkesseln beschickbaren Gegendruck-Dampfturbinen mit 2,3 bzw. 2,7 MW elektrischer Leistung zur Verfügung. Anderseits befindet sich seit dem Jahr 2000 eine zusätzliche Gasturbine mit 5 MW Leistung im Einsatz, welche zur Wirkungsgradsteigerung und Ressourcennutzung die Abgase dem einen Wasserrohrkessel zuführt. Total können also 10 MW Strom erzeugt werden. Ursprünglich war diese Stromproduktion für den Eigengebrauch konzipiert worden, dann wurde lange Zeit eine Einspeisung ins öffentliche Netz durchgeführt und heute steht wieder der gezielt planbare, eigene Gebrauch im Vordergrund.
Fernwärmenetz unter dem Flughafen-Areal
Die Wärmeverteilung auf dem gesamten Flughafen-Areal erfolgt durch unterirdische, begehbare Kanäle mit einer Gesamtlänge von ca. 8 km. Das dort in den installierten Stahlrohren transportierte Heisswasser weist eine Vorlauftemperatur von ca. 180 °C mit 20 bar auf. Dank des umfassend verbundenen Energiesystems in der Zentrale können die fossilen Energieträger sowohl zur Wärme- als auch Stromproduktion eingesetzt werden und die dabei anfallende Abwärme wird ebenfalls zum Heizen genutzt. Auf diese Weise erreicht man einen Gesamtwirkungsgrad von über 90 %, denn aus jedem Temperaturniveau wird eine geeignete Anwendung abgeleitet.
Durch Erneuerungen zu mehr Energieeffizienz
Der Flughafen Zürich hat – in Anlehnung an die kantonalen Zielsetzungen – eine klare Energiestrategie entwickelt. Rudolf Landolt sagt: „Grundsätzlich hat die Minimierung des Bedarfs an Primärenergie oberste Priorität. Dann will man auch eine erhöhte Energieautonomie zur besserten Versorgungssicherheit anstreben. Durch die schrittweisen Erneuerungen von Gebäuden und Terminals sowie Anpassungen bei energierelevanten Prozessen wurde diesen Zielsetzungen einer verstärkten Energieeffizienz bereits in den vergangenen Jahren Rechnung getragen.“ Der Flughafen Zürich fertigt nicht nur die grössten Flugzeuge ab und steht an der Spitze der Schweizer Flughäfen, sondern weist auch ein effizient arbeitendes thermisches Kraftwerk mit einer respektablen Dimension auf. Dank zukunftsgerichteter Planung versorgt das optimal verknüpfte System heute auf effiziente Weise die modernen Anlagen und Gebäude im Wärmenetzgebiet.
Kontakt:
Rudolf Landolt
Leiter Energieversorgung / Infrastruktur
Flughafen Zürich AG
8302 Kloten