2015 entschied sich Landwirt und Politiker Josef Gemperle für den Bau einer Kleinbiogasanlage, welche mit einem Blockheizkraftwerk der Marke Avesco 50 KW elektrische Leistung erbringen kann. Ergänzt wird die Anlage durch einen sehr grossen Wasserspeicher mit 27‘000 Liter Volumen. Die Kombination eines grossen Wärmespeichers, eines Gülle / Gülle Spiralwärmetauschers, um 50 % der Wärme wieder zurückzugewinnen sowie modernste Steuerungstechnologie, erlauben nebst effizienter Stromproduktion eine umfassende externe Wärmenutzung im Haus und auf dem Hof. Den überdimensionierten Wasserspeicher baute Josef Gemperle übrigens einfach so gross wie möglich, obwohl ihn Fachleute davor gewarnt hatten. Bis heute hat er den Entscheid nie bereut, denn bei einer Kleinbiogasanlage ist es entscheidend, dass möglichst keine Wärme verschwendet wird oder ungenutzt bleibt. Da die Stromproduktion aus PV und Biogas den Eigenbedarf des Hofes um rund das Achtfache übersteigt, wird der grösste Teil ins Stromnetz eingespeist. Gesamthaft kann eine Bruttostromproduktion erreicht werden, welche nebst dem Eigenverbrauch zusätzlich den Stromverbrauch von rund 100 EFH abdecken kann.
Clevere Steuerung des Gesamtsystems
Obwohl es sich um eine Kleinbiogasanlage handelt, wurde eine digitale Steuerung mit 10 km Steuerkabel eingebaut. Die Software der Firma Rey aus der Nachbargemeinde Sirnach steuert den gesamten Betrieb und visualisiert die Prozesse sichtbar. Zudem wurde der Wärmebereich im ganzen Hofbereich erweitert und die bestehende solarthermische Anlage sowie die bestehende Holzspeicherheizung in das Gesamtsystem eingebunden. Auch der Gülle/Gülle-Wärmetauscher und die entsprechenden 10 pneumatischen Schieber werden über die Steuerung kontrolliert und gesteuert. Sämtliche Prozesse sind nebst der Steuerung auch auf der Biogasanlage, im Betriebsbüro, auf dem Hof und in der Stöckli-Wohnung webbasiert mit Internetzugang oder Handyempfang zu verfolgen und zu steuern. Die Zulieferfirmen Avesco/IWK, Schweizer AG und Isoplus haben zudem mit Fernzugriff einen Wartungszugang auf sämtliche Anlagen. «Die grosse Herausforderung ist für uns, die komplexe Technik stets aktuell zu halten und auch selbst technisch stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Denn die vielen Parameter müssen laufend genau kontrolliert werden, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen», erklärt Josef Gemperle. Er ist aber überzeugt, dass sich das Engagement auf seinem Hof lohnt und beweist damit auch, welche Energiereserven in der Landwirtschaft schlummern und genutzt werden können. Diese Einstellung wurde auch mit verschiedenen Auszeichnungen honoriert, welche er für seinen Plus-Energie-Bauernhof und sein Engagement in den letzten Jahren erhalten hat.
Hoher Nutzwert von Biogas
Für Josef Gemperle ist das hofeigene Biogas nicht nur ein nachhaltiger Energielieferant für das Blockheizkraftwerk. Einen wesentlichen Vorteil sieht er im hochwertigen Dünger, welcher in der Biogasanlage entsteht. «Ein grosser Teil unserer Landwirtschaft sollte ihre eigene Gülle und den eigenen Mist im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft energetisch nutzen können. Denn vergärte Hofdünger aus der Biogasanlage sind sehr hochwertige Dünger mit sehr vielen Vorteilen und eignen sich bestens für eine regenerative Landwirtschaft. Vergärte Hofdünger sind u. a. pflanzenverträglicher, wirksamer und geruchsärmer als unvergärte Hofdünger und sie können zudem Mineraldünger ersetzen, deren Produktion energieintensiv und damit klimaschädlich ist», erklärt Josef Gemperle. Der biologische Prozess sei sehr einfach und brauche kaum einen Eingriff, denn Hofdünger sei erstklassig in der Vergärung. Ein weiterer grosser Vorteil sei, dass dank Nutzung des Biogases der Methanausstoss gewaltig reduziert werden könne. Da Methan gemäss Studien rund 25 mal klimaschädlicher als CO2 sei, müsste dies gemäss Gemperle unbedingt auch in die Umweltberechnungen mit einfliessen. Im März 2023 hatte er in seiner Funktion als Thurgauer Kantonsrat mit anderen Politikern eine Interpellation eingereicht, welche das Biomassenpotenzial aufzeigen, gleichzeitig aber auch auf die hohen Hürden in der Umsetzung hinweisen. Die Interpellation können Sie hier auf der Powerloop-Website lesen.
Zu hohe Hürden für den Bau von Biogasanlagen
Leider sind für den Bau und den Betrieb einer Biogasanlage in der Schweiz hohe Hürden zu überwinden, was für mittelgrosse und kleinere Bauernbetriebe kaum zu bewältigen sei. «Eigentlich müsste man die ganze Landwirtschaft auf Biogas umstellen. Die Investitionen, die baulichen Vorgaben und der Wartungsaufwand sind aber sehr hoch. Zudem ist eine Digitalisierung, wie wir sie umgesetzt haben, sehr komplex und laufend Veränderungen unterworfen, welche man zwangsweise mitmachen muss», sagt Josef Gemperle. Da sich die Technologie, besonders im digitalen Umfeld, laufend entwickelt, befindet sich das gesamte System praktisch laufend im Entwicklungsprozess. Das wiederum stellt für Bauern ein hohes finanzielles Risiko dar und erzeugt auch organisatorisch einen grossen Aufwand. Josef Gemperle ist aber vom Umweltnutzen seiner Anlagen zu 100 % überzeugt. Dass er mit der Kombination von Biogasanlage und Sonnenenergie jährlich weit über 500’000 KWh Energie produzieren kann beweist, dass hier wohl alles richtig gemacht wurde.
Modernisierungsschritte in Planung und Biogas fördern
Die nächsten Modernisierungsschritte sind bei Gemperle bereits in Planung. Dazu gehört der Bau eines grossdimensionierten Stromspeichers, die Nutzung von weiteren Elektrofahrzeugen auf dem Hof, weitere Digitalisierungsmassnahmen und allenfalls der Aufbau eines kleinen Fernwärmenetzes. Als Mitglied des Kantonsrates Thurgau wird sich Josef Gemperle auch politisch weiter dafür einsetzen, dass Biogas in der Schweiz einfacher nutzbar gemacht werden kann. «Für uns steht die Kreislaufwirtschaft im Vordergrund und da kann und muss Biomasse in der Zukunft eine viel grössere Rolle spielen. Wo immer möglich sollten Hürden abgebaut werden, damit künftig Biomasse in der Schweiz attraktiver wird und der Anteil im Energiemix hochgefahren werden kann», setzt Josef Gemperle ein klares Votum für die nachhaltige Energiegewinnung aus Biomasse. Hoffen wir, dass es an den richtigen Stellen Gehör finden wird und die unnötigen bürokratischen Erschwernisse im Sinne eines erfolgreichen Energiewandels bald abgebaut werden!
Technische Daten:
BHKW: Avesco / CAT Typ TG 924-SY
Betriebsart: Biogas
Baujahr: 2015
Heizwert: Hu = 6.0 kWh/Nm3
Brennstoffleistung: 147.4 kW
Wärmeleistung Heizkreis: 69.7 kW
Elektrische Leistung: 50 kW
Thermischer Wirkungsgrad: 47.27 %
Gesamtwirkungsgrad: 81.21 %
Masse BHKW: L 3200 mm / B 1000 mm / H 2300 mm
Fassungsvermögen Wasserspeicher: 27’000 Liter
Leistung Photovoltaikanlagen 250kWp
Das BHKW auf dem Hof von Josef Gemperle erzeugt eine Wärmeleistung von knapp 70 kW und eine elektrische Leistung von rund 50 kW.
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Auf dem Landwirtschaftshof Gemperle wird jeder Quadratmeter zur Erzeugung von grüner Energie genutzt.
Der Wasserspeicher wurde extragross dimensioniert und fasst 27’000 Liter.
Kontakt:
Josef Gemperle
Buhwil 3a
8376 Fischingen
076 344 18 13
josef.gemperle@thurweb.ch
https://www.josefgemperle.ch