„Weil genügend biogenes Material zur Verfügung steht, haben wir kürzlich unsere Biogasverwertung, also unser bisheriges Blockheizkraftwerk verdoppelt“, sagt Charles Millo, Geschäftsführer seines Unternehmens für Schnittblumenproduktion in Vernier bei Genf. Zusammen mit seinem Nachbarn, dem Landwirt Marc Zeller, hat er bereits 2008 die Betriebsgemeinschaft „Biogaz Mandement“ aufgebaut. Rund 85 % der bisher jährlich verwerteten 12’000 Tonnen Mist und Gülle stammen vom Nachbarbetrieb. Die Abwärme wird vor allem in den Gewächshäusern von Charles Millo genutzt. Zur Verfügung steht eine thermische Leistung von 232 kW. Der vom Gasmotor angetriebene Generator leistet rund 220 kW Elektrizität für das öffentliche Netz, wodurch ca. 400 Haushalte versorgt werden können.
Zweite Anlage steigert die Verwertungsarbeit
Der Kapazitätsausbau wird durch die Tatsache begründet, dass die Bauern in der Region und die Lieferanten von möglichen Co-Substraten zur Fermentierung mehr Material liefern könnten. Zudem hat man sich ökologische Ziele gesetzt, wie eine CO2-neutrale Blumenproduktion und eine vom Propangas unabhängige Betriebsführung. Charles Millo sagt: „Wir streben an, für 90 % der landwirtschaftlichen Betriebe im Kanton Genf die Abfälle verwerten zu können und damit auf eine Verarbeitungsmenge von ca. 18’000 Tonnen zu kommen. Gleichzeitig möchten wir Hauptlieferant von wertvollem Flüssigdünger werden, der als Resultat des Fermentierprozesses entsteht.“
Charles Millo produziert in vierter Generation Schnittblumen und betreibt dazu Gewächshäuser mit einer Fläche von mehr als einer Hektare. Bisher wurde die in der Wärme-Kraft-Kopplungsanlage erzeugte Wärme in diesen Häusern eingesetzt. Die mit dem nun installierten zweiten Blockheizkraftwerk erhöhte Wärmemenge wird noch zu ca. 60 % im eigenen Betrieb genutzt. Für den Rest bestehen Ideen zur Abgabe an Dritte.
Installiert wurde ein zweites identisches Blockheizkraftwerk. Damit kann nun Redundanz ermöglicht werden, Betrieb und Service sind vertraut und die Lagerung der wichtigsten Ersatzteile vorort ist vereinfacht.
Eigenverbrauch und Einspeisung von Strom
Bereits seit Mitte 2012 bezieht die Biogaz Mandement für die Stromproduktion eine Unterstützung durch die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Der Eigenverbrauch lag bisher unter 10 %. Mit der zweiten Anlage wird man in Zukunft noch flexibler bei der Einspeiseplanung. Während nun ein zweites Blockheizkraftwerk installiert wurde, hat man den bereits gross dimensionierten Fermenter und Gasspeicher belassen. Deren Kapazitäten reichen für die verwirklichte Erhöhung der Wärme- und vor allem Strom-Lieferungen.
„Die ersten Erfahrungen mit dem Prinzip der Wärme-Kraft-Kopplung habe ich ab 1994 gemacht, als wir mit Propangas einen Gasmotor mit Generator betrieben haben und Strom erzeugten. Damals galt es, einerseits Strom für die vorhandenen Lampen zu haben, Wärme für das Gewächshaus zu erzeugen und anderseits das freigewordene CO2 im Winter zur Förderung des Pflanzenwachstums einzublasen. Wir haben die Konzentration jeweils von 200 auf 400 ppm erhöhen können. Es waren also drei Wirkungen, die wir aus dem Flüssiggas erzielen konnten“, schaut Charles Millo zurück.
Für die beiden Nachbarn, den Schnittblumen-Produzenten und den Landwirt, ergeben sich durch die Biogas-Verwertung jeweils Vorteile und Wertschöpfung. Die dezentralisierten, auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmten Anlagen und Betriebsweisen sind der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg. Charles Millo fasst zusammen: „Wir demonstrieren hier ein Muster der Quartierversorgung, wie sie sich problemlos multiplizieren liesse. Selbstverständlich stehen der politische Wille sowie die Initiative der möglichen Partner am Anfang. Mit der Etablierung von geeigneten Energiespeichern tritt auch im nationalen Rahmen eine mögliche saisonal verschobene Nutzung von Wärme in den Fokus.“
Kontakt:
Charles Millo
Millo & Cie.
1214 Vernier
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