Vor einem Jahr ging das Küstenkraftwerk der Stadtwerke Kiel in Betrieb − nach mehreren Verzögerungen. Nun haben die Stadtwerke eine erste Bilanz gezogen.
Unser Küstenkraftwerk läuft und hat im ersten Jahr bereits rund 1.000.000 Tonnen CO2 gegenüber dem Vorgängerkraftwerk eingespart“, freute sich Frank Meier, Vorstandsvorsitzenderder Stadtwerke Kiel, bei der virtuellen Geburtstagsfeier Ende Januar. Das seien 70 % weniger Emissionen im Vergleich zum Vorgänger. „Ein erheblicher Beitrag für das Klima sowie zur sicheren Wärme- und Stromversorgung in Kiel.“ Das umgesetzte Erzeugungskonzept mit Gasmotoren, Wärmespeicher und Elektrodenkessel in dieser Größenordnung ist europaweit einzigartig.
Die Anlage ersetzte das im Frühjahr 2019 vom Netz gegangene Gemeinschaftskraftwerk Kiel, das als Brennstoff Kohle verfeuerte und das die Stadtwerke gemeinsam mit Uniper betrieben. Nun versorgt das Küstenkraftwerk seit einem Jahr mehr als 73.500 Kieler Haushalte, Betriebe und Einrichtungen mit ökologischer Fernwärme. Zudem speist die Anlage die erzeugte elektrische Energie in das Kieler 110-kV-Stromnetz ein, das sowohl die Wohnungen in der Landeshauptstadt als auch der umliegenden Gemeinden mit Strom versorgt. Kraftanlagen München errichtete als Generalunternehmer das Gasmotorenheizkraftwerk an der Kieler Förde.
Der Standort an der Ostsee erfordert eine flexible Technik: Wegen des hohen Anteils an Windstrom im Netz muss das Kraftwerk in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit die volle Leistung in das örtliche Netz einzuspeisen, um die Schwankungen in der Stromgewinnung durch Wind- und Sonnenenergie auszugleichen. Das Kraftwerk wurde daher so ausgelegt, dass es in nur fünf Minuten von null auf Volllast gefahren werden kann − möglich machen das 20 Gasmotoren von Innio, die jeweils individuell regelbar sind.
Küstenkraftwerk läuft seit einem Jahr zuverlässig
Die Anlage erzeugt bis zu 190 MW Fernwärme. Das modular aufgebaute Kraftwerk kann Netzschwankungen ausgleichen sowie Strom zur Vermarktung am Regelenergiemarkt liefern. Zur Flexibilität der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage tragen ein 60 Meter hoher Wärmespeicher mit 30.000 m3 Speichervolumen bei und ein 35-MW-Elektrodenkessel.
Quelle: Energie & Management / 1. März 2021 – HEIDI ROIDER