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Debatte um Stromversorgung

13. Juli 2021

Axpo-Chef zur Energiewende Brauchen wir mehr Gaskraftwerke? Muss Beznau länger laufen? Christoph Brand sagt, wo er die grössten Widerstände beim Atomausstieg in der Schweiz sieht.

Nach dem Aus für das Stromabkommen mit der EU scheint Panik in der Branche zu herrschen: Drohen nun Stromengpässe?
Ich nehme keine Panik wahr. Es läuft, zum Glück, eine sachliche Diskussion darüber an, wie wir unsere Stromversorgung sichern können.

Die Strombranche warnt aber, ohne das Abkommen sei die Versorgungssicherheit schon ab 2025 gefährdet.
Es gibt in der Tat Szenarien, die diese Gefahr plausibel aufzeigen: Der Winter ist sehr kalt, der Stromverbrauch entsprechend hoch, dazu herrscht in Europa eine Windflaute, und in der Schweiz gehen ein oder zwei Kernkraftwerke temporär vom Netz. Eine ähnliche Situation hatten wir 2015. Eine neue Regel verschärft diese potenzielle Gefahr: Ab 2025 müssen die Nachbarländer der Schweiz mindestens 70 Prozent der grenzüberschreitenden Kapazitäten für den Handel zwischen EU Mitgliedsstaaten reservieren. Die Importkapazität für die Schweiz wird also kleiner.

Wird die Schweiz abgehängt von Europas Strommarkt?
Auf Fachebene herrscht Einigkeit, dass es unsinnig wäre, die Schweiz zu diskriminieren. Als es im Januar in Nordwesteuropa zu einem Spannungsabfall gekommen war und die Gefahr eines Blackouts bestand, hat die Schweiz mitgeholfen, das europäische Stromnetz zu stabilisieren. Das zeigt, welche Bedeutung die Schweiz hat. Eine andere Frage ist, wie stark die EU nach dem Aus für das Rahmenabkommen Druck auf die Schweiz ausüben will. Die politische Sicht könnte so die fachliche verdrängen.

Debatte um Stromversorgung
Kann sich die Schweiz künftig sicher mit Strom versorgen? Die Debatte flammte neu auf, nachdem der Bundesrat das Rahmenabkommen versenkt hatte und damit ein Stromabkommen mit der EU in weite Ferne gerückt war. Der Bundesrat will den Ausbau der erneuerbaren Energien
beschleunigen und die Versorgungssicherheit stärken. Geplant ist eine Revision des Stromversorgungsgesetzes und des Energiegesetzes. Die Botschaft dazu hat er kürzlich präsentiert.

Tages-Anzeiger, 13. Juli 2021 / Stefan Häne und Martin Läubli

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