Die Energieversorgung soll resilienter und unabhängiger vom Ausland werden
Am 20. November 2024 trafen sich rund 150 Branchenvertreter, Unternehmer, Experten und Vertreter der Politik und Verwaltung in Bern zum POWERLOOP-Forum 2024, um zum Thema „Wie werden wir wieder widerstandsfähiger?“ zu diskutieren. In ihren Einführungsworten betonte Nationalrätin Monika Rüegger als Co-Präsidentin von POWERLOOP Schweizerischer Fachverband, dass der grosse Erfolg der Wärmepumpen und der Elektromobilität auch mehr Stromverbrauch zur Folge haben wird. Die Herausforderung liege für die Politik darin, für die Zukunft gesicherte und bezahlbare Energie, auch in den Wintermonaten, sicherzustellen. Zu diesem Zweck soll in den laufenden Diskussionen auch der Einsatz von Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) fix eingeplant werden, um damit die Energieeffizienz zu steigern und die Abhängigkeiten vom Ausland zu reduzieren. Als weiteren Vorteil der WKK nannte sie, dass keine Landreserven verbraucht würden und die Eigenproduktion schnell hochgefahren werden könne.
Resilienz durch Diversifikation der Brenn- und Treibstoffe
Geschäftsführer Kurt Lanz betonte, dass Resilienz in vielen Bereichen gefragt und gefordert sei und besonders die Widerstandsfähigkeit der Stromversorgung höchste Priorität haben müsse. In der Folge ging Prof. Dr. Kai Herrmann auf verschiedene Kraftstofflösungen ein, welche für WKK (und andere Formen von Motoren) eingesetzt werden können. Seine Schlussfolgerung: Methanol wäre in der Schweiz lokal die beste Lösung, wenn sie richtig eingesetzt werden kann. Künftig wird aber wohl jede Anwendung ihren spezifischen Energieträger haben.
Keine Dunkelflaute dank flexibler und effizienter WKK
Dr. Andreas Kunz, CTO von INNO Jenbacher zeigte eindrücklich auf, dass sich weltweit der Stromverbrauch voraussichtlich vervierfachen werde. Das bedinge unweigerlich, dass auch die Stromnetze massiv ausgebaut werden müssten. Gleichzeitig solle vermehrt auf WKK gesetzt werden, welche bei «Dunkelflaute», also wenn keine erneuerbare Energie aus PV und Windanlagen erzeugt werden kann, schnell und effizient die fehlende Energie einspeisen können. «Die künftige Stromversorgung muss dezentral organisiert, hochflexibel und schnell startend sein. Dazu eignen sich schon heute vor allem WKK», legte Andreas Kurz dar und appellierte, das Energiemanagement der Zukunft neu und vernetzt zu denken.
Methanol-BHKW und Energiespeicher als Teil des künftigen Energiesystems
In den technischen Vorstellungen von Silent-Power und Jenni Energietechnik wurde bewiesen, dass zum einen WKKs mit rund 90 % Gesamteffizienz auch mit Bio-Methanol betrieben werden können und mittels moderner Speichertechnologie PV-Energie in Wärme umgewandelt, effizient gespeichert und energetisch wiederverwertet werden kann. Beide Lösungen wurden auf dem Kornhausplatz mitten in der Stadt Bern dem Publikum live vorgestellt und erläutert.
Mehr Unabhängigkeit – für die Schweiz und vom eigenen Hof
Der Thurgauer Kantonsrat Josef Gemperle stellte seinen weitgehend «autarken» Landwirtschaftsbetrieb mit umfassenden PV-Anlagen und Energieerzeugung aus Biomasse vor. Nach seinem Appell, viel mehr Biomasse als nur den bis jetzt kleinen Teil zu nutzen, gab Urs Meister von der Elcom einen Ausblick darauf, wie es um die Energieversorgung der Schweiz stehe. Die kurzfristigen Aussichten sind positiv, da die Schweizer Wasserkraft als Hauptträger gut positioniert sind und von den Kernkraftwerken in Frankreich wieder praktisch vollumfänglich Energie abgerufen werden kann. Eine langfristige Voraussage ist aber schwierig, da viele Unsicherheiten eine zuverlässige Prognose erschweren. Auf jeden Fall bleibt die Elcom bei ihrer Empfehlung, als Versicherung für Notfälle eine Kapazität von 700 bis 1400 MW mit Reservekraftwerken aufzubauen.
Gemeinsam für eine bessere Energiezukunft
Bei der Podiumsdiskussion wurden NR Monika Rüegger, GR Josef Gemperle, Urs Meister und NR Bastien Girod zum Thema «Resilienz» auf den Zahn gefühlt. Bastien Girod sah als grösste Herausforderung der Energiepolitik die mangelnde Geschwindigkeit in der Umsetzungen, Josef Gemperle forderte bessere Förderungen und verlässliche Rahmenbedingungen, Monika Rüegger erkannte das Fehlen von Speicherlösungen für eine sichere Winterversorgung und Urs Meister die Erarbeitung von flankierenden Gesetzen für die Bildung von Stromreserven. In den Schlussplädoyers empfahl Girod, aus erfolgreichen Projekten zu lernen, Gemperle die Konsumenten in die Prozesse aktiv einzubinden, Meister die Detailfragen des Mantelerlasses schnell zu klären und Rüegger, mit einer gemeinsamen Strategie das Volk bei anstehenden Abstimmungen von den Vorteilen eines starken Stromnetzes zu überzeugen.
Bundesrat Albert Rösti will gesetzliche Grundlage für WKK schaffen
Zum Abschluss wandte sich Bundesrat Albert Rösti in einer Videobotschaft an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Powerloop Forums 2024. Er betonte, dass sich das Energiesystem aufgrund verschiedener Faktoren in einem Wandel befinde. Kurzfristig sollen Reservekraftwerke eine allfällige Mangellage abfedern und mittelfristig die gesetzlichen Grundlagen für den Einsatz von WKK geschaffen werden. Dies werde im Moment im Parlament diskutiert, was die Teilnehmenden des Forums mit Freude zur Kenntnis nahmen. POWERLOOP Geschäftsführer Kurt Lanz betonte denn auch in seinem Schlusswort noch einmal, dass die WKK-Technologie ausgereift ist, zur Verfügung steht und eine aktive Rolle im Energiesystem Schweiz der Zukunft spielen muss.
Man darf gespannt sein, welche Fortschritte bis zum POWERLOOP-Forum 2025 erzielt werden und wie resilient sich die Energieversorgung Schweiz dann (und bis dann) präsentieren wird. Auf jeden Fall wird sich POWERLOOP auf politischer Ebene weiter für eine sichere, intelligente, klimafreundliche und regionale Energieversorgung mit Wärme-Kraft-Kopplung (WKK), Power-to-Gas und Netzersatzanlagen einsetzen.
Zusammenfassung Powerloop Forum 2024 Am 20. November 2024 versammelten sich rund 150 Fachleute in Bern, um über die Resilienz der Schweizer Stromversorgung zu diskutieren. Nationalrätin Monika Rüegger betonte die Bedeutung einer gesicherten, bezahlbaren Energieversorgung, insbesondere im Winter, und hob die Vorteile von Wärme-Kraft-Kopplungen (WKK) hervor, um Abhängigkeiten vom Ausland zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern. Kurt Lanz, Geschäftsführer von Powerloop, und andere Referenten wie Prof. Dr. Kai Herrmann und Dr. Andreas Kunz unterstrichen die Notwendigkeit, WKK und alternative Energieträger wie Methanol zu nutzen, sowie die Stromnetze auszubauen. Die Technikvorstellungen von Silent-Power und Jenni Energietechnik zeigten innovative Ansätze zur effizienten Energiespeicherung und -nutzung. Josef Gemperle präsentierte seinen autarken Landwirtschaftsbetrieb und appellierte für eine stärkere Nutzung von Biomasse. Urs Meister von der Elcom gab einen Überblick über die Energieversorgung, mit positiven kurzfristigen Aussichten, aber langfristigen Unsicherheiten. Als Notfallversicherung wird der Aufbau von Reservekraftwerken empfohlen. Eine Podiumsdiskussion beleuchtete Herausforderungen wie die Umsetzungsgeschwindigkeit, Förderungen, Speicherlösungen und gesetzliche Rahmenbedingungen. In seiner Videobotschaft betonte Bundesrat Albert Rösti den Wandel des Energiesystems und die laufenden Bemühungen zur Schaffung gesetzlicher Grundlagen für den WKK-Einsatz. Das Forum betonte die Bedeutung gemeinsamer Strategien und innovativer Technologien, um die Resilienz der Energieversorgung der Schweiz zu stärken. Powerloop wird sich auf politischer Ebene weiter für eine sichere, intelligente, klimafreundliche und regionale Energieversorgung mit Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) einsetzen. |