Die Wärme-Kraft-Kopplung ist in Bundesbern angekommen, aber sie geniesst dort noch nicht die Unterstützung, die sie verdient hat. Mit einer hauchdünnen Mehrheit von 97 zu 94 Stimmen bei einer Enthaltung hat der Nationalrat beschlossen, im Rahmen der Vorlage zur Stromreserve auf Investitionsbeiträge für WKK-Anlagen zu verzichten. Er folgt damit dem Ständerat, der sich bereits zuvor kritisch gezeigt hat.
Es ist unbestritten: WKK-Anlagen liefern im Winter wertvollen Strom. Nicht verstanden wurde hingegen, dass damit auch der Verbrauch von Primärenergie und Treibhausgasemissionen reduziert werden kann – insbesondere wenn die Anlagen im Hintergrund eines Wärmenetzes als Teilersatz der sogenannten Spitzenlastkessel eingesetzt werden. POWERLOOP konnte zusammen mit Swisspower aufzeigen, wie an 16 Standorten in den nächsten drei Jahren eine Leistung von rund 300 MW installiert werden kann. Dazu erforderlich ist eine Anschubfinanzierung im Umfang von 200 Mio. Franken. Das ist zwar nicht wenig, aber deutlich weniger als das, was nun für alternative Lösungen anfallen wird. Zum Vergleich: Die Anlage in Birr (die nie gelaufen ist) hat rund eine halbe Milliarden gekostet. Auch das Zurückhalten der Wasserkraft hat einen Gegenwert von über 300 Mio. Franken. Bei beiden Varianten gibt es keinen zusätzlichen Strom wie bei einer WKK-Lösung.
Mehr Winterstrom erfordert weniger Reservekraft
Mit einem Ausbau der Winterstromproduktion wird es immer unwahrscheinlicher, dass es überhaupt jemals eine Reserveleistung braucht. WKK-Anlagen könnten den ganzen Winter hindurch im selben Ausmass Strom liefern, wie ihn die Reservekraftwerke liefern, wenn sie in der Not eingeschaltet werden. Es ist klar, dass sich durch eine solche Menge an Zusatzstrom die Wahrscheinlichkeit verringert, dass überhaupt eine Mangellage eintritt. Deshalb braucht es dann auch deutlich weniger teure Reservekraft. In diesem Sinne hat sich das Parlament nun mit der Ablehnung der Förderung für mehr Reservekraft statt für mehr Winterstrom entschieden.
In Zukunft droht eine noch grössere Mangellage
Die Gründe für die politische Misere sind vielfältig und der unscharfe Entscheid ist Ausdruck für verbleibende Unklarheiten. Obwohl beide Räte eine WKK-Lösung wollten, was sie mit entsprechenden Kommissions-Motionen zum Ausdruck brachten, haben sie sich in der Debatte verzettelt. Letztlich fand der verwässerte Förderantrag dann keine Mehrheit: Er wurde mit einer hauchdünnen – und damit praktisch zufälligen – Mehrheit von 3 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt. Gleichzeitig kam in der Debatte aber auch klar zum Ausdruck, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist. Die aktuelle Diskussion im Parlament zielt auf die von der Elektrizitätskommission Elcom für den Zeitraum ab 2025 geforderte Reserve von 400 Megawatt ab. Im Zeitraum von 2030 bis 2035 wird der Bedarf an Reservekraft gemäss Elcom aber noch weiter ansteigen: auf 700 bis 1400 Megawatt! Intelligente Lösungen werden da weiter gefragt sein.
System Adequacy Studie der Elcom
Impressionen zum «Showdown» im Nationalrat (aus Live-Übertragung vom 2. Juli 2025)