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Mit Gülle und Methanol gegen die Strommangellage

18. August 2022

Gestern hat der Bundesrat entschieden, nun sämtliche Register zu ziehen, um der drohenden Strommangellage zu begegnen. Schon für den nächsten Winter will er mehrere Gas- oder Ölkraftwerke für den Notfall bereitstellen. Der Zielwert liegt bei über 300 Megawatt, was der elektrischen Leistung entspricht, die auch 30 neue Blockheizkraftwerke (BHKW) liefern können. Dadurch soll zumindest der durch die Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg wegfallende Strom ersetzt werden.

Sogar vorhandene Notromaggregate sollen genutzt werden
Noch ist unklar, welche Reserve-Kraftwerke der Bundesrat vorsieht. In jedem Fall sollen diese bis Februar oder März 2023 bereitstehen, da dann wegen den leeren Speicherseen am ehesten mit Lücken zu rechnen ist. Im Ernstfall sollen sogar Notstromaggregate von Firmen für die Sicherstellung der Versorgung genutzt werden. Der Bund geht dabei von einem Potential von ca. 280 Megawatt aus. Die gesamte installierte Kapazität beträgt aber noch deutlich mehr. Berechnungen von POWERLOOP kommen auf über 800 Megawatt, wobei da auch Spitäler, Rechenzentren und Kühlhäuser eingerechnet wurden. Das Militär könnte allein rund 100 Megawatt beisteuern.

Nun muss jeder Miststock angezapft werden
Die Not ist gross und die Zeit knapp. Beides ist aber auch das Resultat einer wenig vorherschauenden und uninspirierten Energiepolitik. Mit der Umsetzung des POWERLOOP-Modells und einer konsequenten Ausschöpfung bestehender Inlandquellen wäre eine kostengünstigere und vor allem auch klimafreundlichere Lösung möglich. So produzieren beispielsweise landwirtschaftliche Biogasanlagen bereits heute jährlich rund 190 GWh Strom. Dabei wird erst knapp fünf Prozent des Hofdüngers aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung energetisch verwertet. Das nachhaltig nutzbare Potential liegt um ein Vielfaches höher – allein der potenzielle Biomethanertrag des gesamten nutzbaren Hofdüngeranfalls beziffert sich laut WSL auf jährliche 4300 GWh. Nicht beinhaltet ist die zusätzlich mögliche Energiegewinnung aus der Verwertung von Nebenprodukten aus dem Pflanzenbau. Auch die Potenziale von Waldholz oder Klärschlamm sind noch bei weitem nicht ausgeschöpft (vgl. Abbildung).

Methanol als Ausweg aus der Krise
Gänzlich unbeachtet bleiben bislang die Möglichkeiten, welche der weltweit am zweithäufigsten gehandelte «Saft» bietet, nämlich Methanol. Dieser ist perfekt transport- und lagerfähig. Zudem ist er ungefährlich und geruchslos. Wie die Firma Silent Power aus Cham eindrücklich aufzeigt, kann damit auch ein BHKW betrieben werden (siehe Econimo 5000 auf www.silent-power.com). Diese haben eine Leistung von rund fünf Megawatt und produzieren Strom und Wärme. Auch ein reiner Stromgenerator ist in Entwicklung und wird ab Oktober auf dem freien Markt verfügbar sein. Warum kauft der Bundesrat nicht einfach hier ein?