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Versorgungssicherheit hat aufgrund der Coronakrise nochmals an Bedeutung gewonnen

30. Mai 2020

Walter Steinmann, ex BFE-Direktor, schreibt in seinem Gastkommentar im energate messenger, wieso aus seiner Sicht die Versorgungssicherheit auch im Energiebreich nochmals an Bedeutung gewonnen hat. Wie die Versorgung sichergestellt werden kann und was die Kantone damit zu tun haben gehört ebenfalls zu diesem interessanten Artikel.

Photovoltaik und Eigenverbrauch

Versorgungssicherheit hat sich während der Coronakrise als vorrangiges Thema etabliert, nicht nur bei Desinfektionsmitteln, Pharmatests und Medikamenten, sondern durchaus auch im Energiebereich.
Einige möchten dazu am liebsten subito ein paar Gaskraftwerke bauen, während eine grosse Mehrheit auf die erneuerbaren Energien setzt. Der Zubau von PV-Anlagen geht rasch voran und auch die Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch nehmen stetig zu. Beschleunigen könnte man diesen Trend, indem die Nutzung der Dachflächen für Solaranlagen bei Neubauten obligatorisch wird. Die Kantone könnten dies in ihren Energiegesetzen so festlegen.

Blockheizkraftwerke statt Gasleitungen

Aufgepoppt ist in den letzten Wochen auch die Diskussion, ob die Gasnetze bis 2050 noch betrieben werden sollen oder ob der Rückbau mit Blick auf Simonetta Sommarugas
„Netto-Null“-Vision bereits jetzt geplant und bald schon umgesetzt werden soll. Da hört man doch mit einem gewissen Unverständnis, dass einzelne lokale Energieversorger für Neubauten noch immer Gasheizungen propagieren, anstatt sich mit nachhaltigen Konzepten für Erneuerbare zu profilieren. Es wäre wünschenswert, dass die Gasversorger einen anderen Zugang zu diesen Themen erhalten und nicht mehr alles auf die Karte Gas für den Wärmebedarf setzen.

Ihr Ziel sollte nicht mehr eine möglichst grosse Zahl von Gas-Wärme-Bezügern sein, sondern die Versorgung von ganzen Quartieren mit Strom und Wärme über klug dimensionierte Blockheizkraftwerke, die am Schluss die Wärme über Wärmepumpen in die Haushalte bringen. Derartige Konzepte werden mithelfen, mögliche Stromengpässe am Ende des Winters zu reduzieren. Sie bringen auch mehr Akzeptanz für einen noch längerfristigen Betrieb des bestehenden Gasleitungsnetzes, das sich künftig sehr wohl auch für eine Befüllung mit anderen (nichtfossilen) Energieträgern eignen könnte.

Quelle: energate messenger.ch / 28.5.2020 / Ausschnitt / Walter Steinmann